Dienstag, März 01, 2016

Der gesunde Menschenverstand sitzt zwischen den Stühlen.

Der eine Stuhl:
Wir können nicht jeden aufnehmen, was im Klartext bedeutet, wir können fast niemanden aufnehmen. Auf jeden Fall sind es zu viele. Hätte Frau Merkel doch bloß die Grenzen dicht gelassen! Die syrischen Flüchtlinge wären geblieben, wo sie waren: im Libanon, in Jordanien, in der Türkei, in Ägypten. Da sind ohnehin schon einige Millionen. Auf unsere Million wäre es auch nicht mehr angekommen – die wären dort gar nicht aufgefallen, und alles wäre ruhig geblieben. Wir hätten in Ruhe diskutieren können, wer denn vor Ort nun den richtigen bombardiert, und ob das wirklich nötig ist. Wir hätten die humanitäre Katastrophe angeprangert und Geber-Konferenzen einberufen. Kurz: wir hätten weiter gemacht, wie bisher.

Der andere Stuhl:
Wer hier Hilfe sucht, wird erst einmal mit Rechten versehen. Die dürfen keinesfalls geringer sein, als die der eigenen Bevölkerung. Oder besser: man darf erst gar nicht auf die Idee kommen, es gäbe einen Unterschied zwischen Einwohnern und Flüchtlingen. Wie empfängt man doch gleich privat seine Gäste: kaum sind sie drinnen, gehören sie zur Familie und sind über jede Kritik erhaben. Nie würde man einen Gast rauswerfen, nur weil der ein wenig Besteck klaut, die Tischdecke anzündet oder die Tochter betatscht. Sonst würde man schließlich alle Gäste beschuldigen. Oder so ähnlich.
Und der Schreiber dieser Zeilen ist natürlich ganz unmöglich, weil er es wagt, Ausländer und Betatschen in einem Atemzug zu erwähnen, als seien das alles Vergewaltiger.

Ich denke:
Flüchtlinge müssen aufgenommen werden. Notfalls ohne Europa, denn wenn andere sich schlecht verhalten, rechtfertigt das kein eigenes Unrecht. Flüchtlinge aufzunehmen ist politisch sinnvoll, um eine gefährliche Krise zu entschärfen. Es ist eine Pflicht für jede christliche Gesellschaft und für alle, die menschlich empfinden. Wir haben uns daran gewöhnt, dass internationale Probleme außerhalb unserer Grenzen stattfinden. Diese Zeit ist vorbei. Dass uns diese Situation überrascht, mag sein; das ändert jedoch nichts an ihrer Existenz. Wir haben die Wahl, das zu begreifen oder eine Krise zu riskieren, gegen die unsere jetzige Aufgabe geradezu lachhaft ist.
Wenn aber ein Flüchtling zu uns kommt, ist er erst einmal ein Gast. Nicht weniger, aber auch nicht mehr. Wer dauerhaft hier bleibt, wird irgendwann einer von uns, mit allen Rechten. Bis dahin darf er hier sein, aber das nach unseren Regeln. Er bekommt gesagt, was er darf und wo er sich aufzuhalten hat. Das wird klar kommuniziert und beherzigt. Wer sich daran nicht halten will, geht. Wer dabei erwischt wird, wie er hier Autos anzündet, stiehlt, raubt, Polizisten bedroht, andere Religionen verfolgt oder Frauen bedrängt, muss das Land umgehend verlassen und darf nicht wiederkommen. Es sollte doch klar sein: wer die Gewalt, vor der er angeblich flieht, mitbringt, kann sofort wieder gehen. Das ist eine große Herausforderung für einen Menschen mit fremder Mentalität, aber eine notwendige. Jeder kann dabei Hilfe bekommen, Ausnahmen gibt es nicht. Dann können wir in Ruhe leben, und die ganzen friedlichen und wirklich bedürftigen Flüchtlinge auch.

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