Mittwoch, Dezember 16, 2015

Verschobene Maßstäbe: Jubel über Unsinn

Jammern auf hohem Niveau – das sind wir in Deutschland gewohnt. Die Jammernden selbst bestreiten das meist, doch eine große Menge von Zuwanderern beweist: was uns oft schlecht oder zu wenig erscheint, ist anderen Anreiz genug, die Heimat zu verlassen. Man mag in der Flüchtlingsfrage stehen, wo man eben steht: allein die Tatsache, dass man sich Sorgen um etwas im Lande macht, zeigt, dass es hier etwas gibt, das man behalten möchte. Jeder setzt da einen anderen Schwerpunkt, doch eines haben wir alle gemeinsam: nach Syrien auswandern wollen wir nicht. Manche Diskussion wäre milder und menschlicher, würden sich die Teilnehmer vorher den Unterschied klar machen, der zwischen dem Leben hier und dem Leben in einem Kriegsgebiet besteht.
Nun liegt das Problem liegt nicht darin, dass wir versuchen, die Dinge hier zu verbessern, wenn wir Fehler oder Schwächen entdecken. Vielmehr liegt es darin, dass wir darüber vergessen, dass vieles bereits sehr gut ist. Das kostet uns im Inneren Freude und nach außen hin Glaubwürdigkeit. Zudem werden wir systemblind: verschieben sich die Relationen gegenüber den Tatsachen, beginnt man, Unsinn zu reden. Man schätzt man die Lage falsch ein und entscheidet falsch.

Umgekehrt geht es genauso: man kann den Gesamtzusammenhang auch über vermeintlich Gutes vergessen. Dann ist es kein Jammern auf hohem Niveau, sondern Feiern auf niedrigem. Die Folgen sind die gleichen; unsinnige Schlüsse werden gezogen. Genau das passiert in diesen Tagen beim Betrachten der Bevölkerungsentwicklung. Die Geburtenrate steigt seit Jahren, wird gefeiert. Nie war sie seit der Wiedervereinigung so hoch wie heute! Die Maßnahmen greifen, weiter so! Jedoch: die Kinderzahlen, die hier gefeiert werden, liegen nach wie vor sehr sehr weit unter denen, die wir bräuchten, um unser zügiges Aussterben zu verhindern: „1,47 Kinder durchschnittlich pro gebärfähiger Frau“. (Anm.: meiner Meinung nach sollte man weder Kinder noch gebärfähige Frauen als „durchschnittlich“ ansehen, doch auf dieser Ebene wird das Problem behandelt: ins Unmenschliche hinein abstrahiert und damit falsch.)
Das heißt im Klartext: von 4 Paaren bleiben in der nächsten Generation noch knapp 3, und so geht es weiter. Faktisch eine Katastrophe. Diesen Zustand zu als Erfolg feiern ist absurd. Oder feiert man es, wenn ein ertrinkendes Kind satt 50 Meter nur noch 48 Meter vom rettenden Ufer entfernt ist und jeder sehen kann, dass es keine 10 mehr schwimmen kann? Feiert man die guten Bremsen eines Autos, das anstatt mit Hundert „nur“ mit Fünfundneunzig vor die Wand fährt?
Wenn man verschobene Maßstäbe hat, dann tut man es. Denn dann schaut man nicht auf das Ganze, sondern auf den Einzelpunkt. Das Kind kommt näher, das Auto wird langsamer und die Geburtenrate steigt – für solche Erfolge kann man wiedergewählt werden, wenn man ein guter Verkäufer ist.

Die Liste dieser falschen Freuden ist lang: Wir exportieren etwas weniger Waffen in Krisengebiete, beuten andere Länder und natürliche Ressourcen etwas weniger aus. Man könnte tausende Einzelpunkte nennen - alles als Erfolg verkauftes Übel. Es geht sogar bis ins Mathematisch Absurde: der Anteil der sprachgestörten Kinder steigt langsamer. Erfolg! Da würde man den Autofahrer mit Kurs auf die Wand sogar dafür loben, dass er nur noch wenig beschleunigt.

Diese ganzen Dinge sind im Grunde unglaublich dumm. Genauso dumm sind wir, lassen wir uns darauf ein, auf dieser Basis zu diskutieren. Was ist vom Intellekt derer zu halten, die aufgrund solcher Entwicklungen messerscharf schließen, KiTas seien ein Erfolgsmodell?

Mittwoch, Dezember 09, 2015

Westliche Hybris

[Von Bastian]
Wie können wir den Terrorismus stoppen? Diese Frage treibt Politik und Gesellschaft um, doch sie ist falsch gestellt.
Den Terrorismus stoppen können nur die Terroristen. Tun sie es nicht, können wir nur die Terroristen stoppen. Wenn sie uns angreifen, dürfen wir uns selbstverständlich verteidigen. Das moralisch infrage zu stellen, ist schlicht Unsinn. Die große Frage ist: wie?

Zum einen können wir sie bekämpfen. Das können wir hier vor Ort und dort, wo sie herkommen. Keiner wünscht sich das, doch jeder würde einen Angreifer, der ihn oder seinen Bruder töten will, ohne Zögern niederstrecken. Mit Recht. Ihn danach zu verarzten, wenn das noch geht, und ihm einen fairen Prozess zu machen, ist ein Gebot der Nächstenliebe und Gott sei Dank auch eines unserer westlichen Verfassungen. Gut so.
Zum anderen können (und müssen!) wir versuchen, zu verhindern, dass Menschen zu Terroristen werden. Das ist gut für uns und gut für diese Menschen. Und wieder die Frage: wie?

Als Antwort wird nach den Gründen gesucht, aus denen jemand zum Terroristen wird. Diese Suche geht mit einer Art politischer Demutsübung einher: offen für eigene Fehler suchen wir die Schuld bei uns selbst, da es unmoralisch ist, andere für irgendetwas zu beschuldigen. Doch diese Denkweise ist in Wahrheit alles andere als demütig und offen: Wenn ich ernsthaft glaube, der Fehler, den ein ausländischer Selbstmordattentäter begeht, liege letztlich bei mir begründet, muss ich mich für den Nabel der Welt und den Rest der Menschheit für meine Marionetten halten. In jeder anderen Logik erscheint diese Idee absurd, doch genauso denken große Teile unserer Gesellschaft.
Ich kann der Meinung sein, die westliche Präsenz, sei sie wirtschaftlich oder militärisch, zerstöre andere Kulturen und bringe Terroristen hervor. Genauso gut kann ich sagen, noch viel mehr Intervention in den Herkunftsländern der Terroristen sei notwendig. Gleich welcher Argumentation ich folge: die Lösung des Problems, davon sind wir alle überzeugt, liegt bei uns. Wie könnte es anders sein? Sind wir doch daran gewöhnt, die Probleme der Welt zu lösen. Eines steht für uns felsenfest: die Welt wird nur gut, wenn sie ist, wie wir sind: demokratisch, offen für alles und tolerant. Alles und jedes darf bekämpft werden, nur wir und unsere Vorstellungen nicht. Wir sind Ursache und Grund für alles. Und so benehmen wir uns auch. Deswegen exportieren wir erst unsere „Werte“ und dann Waffen zu ihrer Verteidigung. Das ist geistiger Kolonialismus.

Was auch immer geeignete Maßnahmen sind: der Westen muss als erstes seinen falschen Hochmut aufgeben. Er muss erkennen: unsere vermeintliche Überlegenheit ist Einbildung. Kein (vernünftig denkender) Mensch vom „Rest der Welt“ will sein, wie wir: wer außer uns betrachtet kaputte Familien, die für den Arbeitsmarkt geschleift wurden, als Errungenschaft? Wer den Verlust der eigenen Identität bis hin zur Geschlechtslosigkeit? Oder radikalen Individualismus von Individuen, die jedes für sich ganz individuell politisch korrekt, trendy und gleich sind? Wer vertraut jemandem, der seine Konsumgüter billig im Ausland produzieren lässt, auch wenn die Menschen dort dann hungern? Oder jemandem, der seine Entwicklungshilfe an die Übernahme von Ideologien wie Gender koppelt? „Übernimm meine Meinung, oder du musst leider verhungern!“ sagt der Westen heute, und wendet sich zugleich vollmundig gegen jede Unfreiheit in der Welt. Kein Mensch will sein, wie wir. Nicht einmal wir selbst, wie die Auflösungserscheinungen unserer Kultur zeigen.

Wenn wir uns für den Heilsbringer halten, der das Wertesystem schlechthin notfalls mit üblem Druck vertritt, aber zugleich nicht wissen, ob wir uns selbst überhaupt verteidigen dürfen, sind wir für Terroristen leicht zu provozieren und zu erschüttern, doch für den Rest der Welt nicht berechenbar. Jede militärische Option kann so zum Selbstmordkommando werden, denn sie steht auf einer Basis, die keine ist. Sie zeigt Stärke, wo nichts dahintersteht. Ihre einzige Rechtfertigung ist, dass es noch gefährlicher erscheint, nichts zu tun. Armer Westen!

Niemand weiß, was passiert, wenn der Westen in sich geht. Wenn er Bündnisse mit Diktaturen beendet, Knebelverträge stoppt und auf so manchen Billigimport verzichtet. Niemand weiß, was innenpolitisch passiert, wenn sich die demokratischen Staaten auf ihre Wurzeln besinnen, anstatt mit dem Fundamentalismus gleich die eigenen Fundamente zu bekämpfen. Doch jeder kann sehen, was passiert, wenn wir weitermachen, wie bisher: Instabilität, Flüchtlingsströme und Terrorismus sind erst der Anfang. Nicht weil wir der Grund für all das sind, sondern weil wir zum Ziel werden. In einer Welt, die uns zum eigenen Schutz immer stärker ausgrenzt, doch unser Geld noch gut gebrauchen kann, bevor wir uns selbst auflösen. Mitleid ist nicht angebracht, denn wenn wir die Kurve nicht mehr kriegen, werden wir überzeugt sein, unsere Auflösung sei der Gipfel der Werte.

Dienstag, Dezember 08, 2015

SM in Münster.

(Peter) Leute, das hat der SM-Praktikant in Münster Wochenenddienst gehabt. Also, der mit den Sozialen Medien.

»Bleib halt präsent, poste was Nettes. Vielleicht was zum Nikolaus.«

Klar, was rauskommt, ist dann nicht einmal mehr Prilblumen-Theologie. Aber seien wir doch froh, daß die nicht auch noch theologisch werden!