Freitag, September 04, 2015

Wie es mir zu stehen scheint

[Eine Polemik von Bastian]
Wir erleben einen Zeitenaufbruch: eine neue Völkerwanderung. Klingt vielleicht zu dramatisch, scheint mir aber so zu sein. Die Flüchtlingswelle dürfte der erste Gipfel einer Entwicklung sein, die längst nicht mehr umkehrbar ist.
Der Politik ist seit langem klar, dass man die Schere zwischen Arm und Reich nicht zu groß werden lassen darf. Es muss einen Mindestausgleich und eine möglichst hohe Transparenz zwischen beiden Bereichen geben, sonst kommt es zu Unruhen. Auf die Idee, dass diese Erkenntnis auch über Staatengrenzen hinweg Anwendung finden sollte, ist offenbar keiner derer, die Verantwortung tragen, ernsthaft gekommen. Die Folgen sehen wir jetzt, oder besser: diese Folgen beginnen gerade. Es ist erst der Anfang: es werden Millionen von Zuwanderern sein.

Der Versuch der Politik, die Situation in den Griff zu bekommen, hat etwas Rührendes an sich. Man versucht den Spagat zwischen vermeintlicher Wählermeinung, Mitleid und Political Correctness (haben die Flüchtlinge bei der Einreise eigentlich auch die Wahl zwischen Dutzenden möglicher Geschlechter?). Man versucht es mit den richtigen berücksichtigten Gesichtspunkten und guten Regeln, die fein trennen zwischen berechtigt und unberechtigt, kurz, indem man das Problem verwaltet.
Große Teile der Bevölkerung polarisieren sich inzwischen in zwei Lager, die beide völlig unbrauchbar sind. Die einen sehen ihren Wohlstand gefährdet. Ausgestattet mit einem Einkommen, das locker 20 Flüchtlinge ernähren könnte, fragen sie: „Und wer tut was für uns?“. Die anderen interessieren sich nicht für die Flüchtlinge, wie sie sind, sondern vereinnahmen sie für ihre Alles-egal-Weltanschauung. Angezogen mit Klamotten, für die sie in den meisten islamischen Staaten im Knast säßen, fordern sie die Freigabe der Burka. Und damit natürlich auch die Macht derer, die sie sofort in den Knast stecken würden, hätten sie das Sagen.
Beide Positionen haben selbstzufriedene Mitläufer, zufrieden, weil sie das Problem nicht ignorieren, sondern sich „Gedanken machen“. Sie kommen mit dem Erhalt des Christlichen Abendlandes, meinen damit aber nicht das Christentum, das sie erhalten wollen (in Messe oder Gottesdienst sieht man sie jedenfalls meist nicht), sondern unsere Kultur, an die sie sich gewöhnt haben. Andere kommen mit der Erkenntnis, dass auch der Islam zu uns gehöre. Da sie die Anwendung der Scharia für sich selbst natürlich nie akzeptieren würden, meinen sie tatsächlich wohl eher: Der Islam gehört zu denen, die nicht zu uns gehören. Gleichwie – sie halten sich für integrativ.

Nun werden in den nächsten Jahren wohl einige Millionen Menschen zu uns kommen. Verwaltungsfreudig, wie wir sind, bestehen diese Menschen für uns meist aus Kosten und Unterbringungsproblemen. Für die „Aufgeklärten“ unter uns zudem aus Traumatisierung und berechtigten Ansprüchen, für die „Rückständigen“ unter uns auch aus Gefahr. Und alles schreit nach der Verwaltung. Deren Chef möchte allerdings von Aufgeklärten wie Rückständigen wiedergewählt werden.
Tatsächlich allerdings bringen diese Menschen vor allem einmal sich selbst, und das heißt: Persönlichkeit, geprägt durch Religion und Kultur. Diese Persönlichkeit wird künftig ein Teil der Summe sein, die unsere Gesellschaft ausmacht. Dagegen hilft weder ein „Ich will das nicht“ noch ein „Das stimmt doch gar nicht, die sind doch letztlich wie wir!“. Beides ignoriert die Menschlichkeit derer, die zu uns kommen.
Integration bedeutet, die Menschen anzunehmen, wie sie sind, und in unsere Kultur einzufügen, wie es möglich ist. Wie sie sind: also nicht ohne ihre Eigenschaften und auch Probleme. Die zu leugnen wäre Ignoranz diesen Menschen gegenüber. Einfügen in unsere Kultur: keine Nebenkulturen (möglichst mit eigenem Rechtssystem) akzeptieren, sondern wirklich aufnehmen und zu akzeptieren, dass sich unser Land dadurch ändern wird.

Dazu allerdings muss unsere Kultur auch kraftvoll auftreten. Wir brauchen Identität, damit überhaupt etwas da ist, in das wir aufnehmen können. Doch was ist da? Wir ändern die Sprache, damit sie nicht mehr eindeutig ist, weil wir gegebene Identität nicht mehr ertragen: es ist das höchste, das eigene Geschlecht nicht mehr zu kennen. Wir reduzieren unsere Identität auf unsere Lebensqualität, die wiederum auf Geld und Sex. Daneben lieben wir nur Beliebigkeit.
Diese Gesellschaft ist nicht integrationsfähig, weil es sie gar nicht mehr gibt. Sie besteht nur noch in einem System, das unsere Beliebigkeit schützen soll. Für einen gläubigen Muslim sind wir als Gesprächspartner weit unter seinem Niveau. Christliche Kultur ist offenbar geistige Verwahrlosung und Identitätslosigkeit. Das ist zwar unbeschreiblich dumm, aber man kann darin recht ordentlich leben, interessiert es doch niemanden, was man tut. Denn was kann man bei uns holen? Geld. Und während wir nach einer Verwaltungslösung dafür suchen, wie wir unsere Beliebigkeit, den Islam und fremde Kulturen unter einen Hut bekommen, beobachten uns die anderen Länder fassungslos. Mit Recht.

All das wird uns über den Hut wachsen. Unsere Systeme werden es nicht schaffen. Es wird sich zeigen, ob Deutschland dann noch ein Herz hat und offen ist. Oder ob wir unser Herz verschließen und als Grund auf unsere Partner zeigen, weil die das auch tun und niemanden aufnehmen. Es ist schließlich nur gerecht, genauso ungerecht zu sein wie die. Eins werden wir opfern müssen: Einen großen Teil unseres Wohlstands, den wir auf unseren Werten aufgebaut haben, oder unsere Werte selbst, um den Wohlstand zu sichern. Letzteres wäre Selbstmord. Die Flüchtlinge sind unsere Chance, uns selbst in unserer selbstgewählten Identitätslosigkeit wiederzufinden. Entweder wir schaffen das, oder wir verschwinden als Land und Kultur.

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