Montag, Mai 21, 2012

Meine Grundlagen der Kinderkatechese

[Von Bastian]
Angeregt durch ein Diskussionsthema in einem Forum versuche ich einmal, Grundsätze für eine Kinderkatechese zu formulieren, ein Thema, das mich sehr interessiert.

Zu einem überzeugend gelebten Glauben gehört erst einmal das Gebet. Wenn Kinder beten, finden sie den Gedanken, Gott gäbe es nicht, nicht bedrohlich, sondern erst einmal einfach nicht sonderlich bedenkenswert. Hinzu kommt, dass es bei allen guten oder noch besseren Gedanken zur Kinderkatechese immer Gott selbst ist, der jeden Menschen an sich zieht. Wer das vergisst, verwechselt religiöse Erziehung mit christlicher Manipulation. Katechese MUSS immer von Gebet begleitet sein, sonst ist sie in sich falsch konzipiert: ich kann nicht gerade die Wahrheit beim Geschehen außen vor lassen, zu der ich führen will. Etwa so logisch, wie der Versuch, Schwimmen zu lernen ohne Wasser. Der Erzieher ist hier das Sprachrohr Gottes, mehr nicht. Und Gott kann man nur weitergeben, wenn man sich selbst an ihn koppelt.
Der Grundsatz ist: selber glauben und mit den Kindern beten.

Es kommt aber für jeden der Punkt, an dem trotz Gebet Fragen und Zweifel auftauchen. Schon deshalb, weil eine oft ungläubige Umwelt die Kinder damit konfrontiert, und das nachdrücklich und geschickt.
Ganz wichtig ist erst jetzt einmal, dass Kinder erleben, dass sie sich zuhause mitteilen können. Wenn Kinder ihren Eltern von ihren Glaubenszweifeln erzählen, heißt das nicht, dass in der Familie ein schwacher Glaube, sondern dass Vertrauen herrscht. Kleine Kinder brauchen etwas anderes, als eine logische Erklärung. Glauben ist für sie keine Frage von möglichen Erklärungen und Vergleichen, sondern eine Frage der Beziehung. (Damit sind sie den Tatsachen viel näher, als viele Erwachsene). Glaubensfragen von Kindern sollten immer mit großem Ernst behandelt werden. Mit echtem Ernst, nicht mit gespieltem. Wer diese Fragen selbst nicht wirklich tief ernst nimmt, sollte von solchen Gesprächen die Finger lassen!
Der Grundsatz ist: offen sein und Kinder wirklich ernst nehmen.

Dann muss man sich klar machen, wie kleine Kinder Glaubensgespräche erleben. Kinder glauben, wem sie vertrauen. Wenn Alternativen im Raum stehen, sind für sie nicht die besseren Argumente wichtig, sondern die Personen, die für die Alternativen stehen. Wenn Zweifel da sind, werden sie nicht von Argumenten beruhigt, sondern erst einmal von Personen, die Halt geben.
Kinder schauen stets aufs Ganze. Sie lernen nicht, Positionen nach Argumenten zu beurteilen, sondern beurteilen Argumente nach glaubwürdig gelebten Positionen. Kommunikation ist weit vielschichtiger, als bloße Rhetorik. Kinder erleben immer die Gesamtheit: die Umstände, den Tonfall – kurz: alles, was mit einer Aussage zusammenhängt. Sie glauben dem Zeugnis, nicht dem puren Inhalt der Worte. Ein Beispiel: wer sagt, Hunde seien ganz lieb, aber ständig einen Bogen um sie macht, bringt Kindern zweierlei bei: einmal, dass Hunde gefährlich sind, und dazu, dass man das nicht sagen darf. Wer sagt, Hunde seien gefährlich, aber mit ihnen herumtobt, lehrt ebenfalls zweierlei: dass Hunde harmlos sind, und dass Warnungen vor Gefahr nicht viel zählen.
Wichtig ist daher erst einmal Eindeutigkeit, wenn man versucht, Kindern Glaubensfragen zu beantworten. Sie ist die Grundlage jeder Katechese.
Wir Erwachsene werden da stark gefordert, denn eine Kommunikation, die nichts vorzuspielen versucht, also wirkliches Echt-sein, ist in der Erwachsenenwelt eine Schwäche. Wir müssen das erst wieder lernen und uns mühsam antrainieren. Es kann beschämend sein, was dann zum Vorschein kommt, aber es ist wichtig, zu sich zu stehen. Kinder schauen sehr genau zu, und sie durchschauen. Wenn man sich zu verstecken versucht, sehen sie nicht in erster Linie die vermeintlich zur Schau gestellte Seite, sondern vor allem die Scham, die man über sich selbst empfindet.
Wer seine Schwächen versteckt, lehrt Kinder, Schwächen zu verstecken. Wer versucht, vor seinen Kindern besser zu sein, als er ist, lehrt sie, man müsse besser sein, als man ist. Eigentlich sehr einfach, aber praktisch eine echte Herausforderung, bei der man selbst allerdings nur gewinnen kann: werden, wie die Kinder es sind. Kinder glauben echt, wenn sie glauben, und darum sind sie Gott dann nahe.
Der Grundsatz ist: authentisch sein. Jeder Versuch, zu täuschen, lehrt das Gegenteil des beabsichtigten.

Nun hat natürlich jede Frage neben allen Kommunikativen Aspekten auch einen inhaltlichen Anteil, der beantwortet sein will. Dabei sollte man erst einmal davon ausgehen, dass Kinder genauso intelligent wie Erwachsene sind. Eine kindgerechte Antwort stellt die Aspekte in den Vordergrund, die das Kind interessieren. Mit Vereinfachung oder gar Verfälschung des Inhalts hat das nichts zu tun. Kinder haben kein Interesse an Antworten, die offensichtlich falsch sind: sie erkennen genau, dass es Elend in der Welt gibt und wollen nicht erzählt bekommen, der liebliche Gott mache immer alles gut. Diese Botschaft wird auf Dauer nicht ernst genommen, ebensowenig wie ihr Überbringer. Kinder haben auch kein Interesse an Antworten, die sie später korrigieren müssen. Das Christkind bringt nun einmal keine Geschenke. Kinder fragen ernsthaft und wollen richtige Antworten. Das hat etwas mit den ersten drei Punkten zu tun: wer selbst glaubt, mich ernst nimmt und ehrlich zu mir ist, wird mir in Glaubensfragen nicht vorsätzlich etwas Falsches erzählen. Irrtümer sind erlaubt, aber alles andere wäre ein Vertrauensbruch.
Der Grundsatz ist: nichts verfälschen, sondern die Wahrheit sagen, wie ich sie kenne.

Und wenn das Kind damit nicht einverstanden ist? Wenn es dennoch den Glauben ablehnt oder darauf besteht, die Fragen seien nach wie vor unbeantwortet? Dann sollte man sich freuen, dass das Verhältnis so gut ist, dass das Gespräch in Gang bleibt. Und man sollte akzeptieren, dass das Kind selbst entscheidet, was es annimmt und was nicht. Wer versucht, Ergebnisse zu garantieren, manipuliert. Auch hier besteht immer die Gefahr eines Vertrauensbruchs. Besser ein frei abgelehnter, als ein erzwungener Glaube. Die nächste Runde der Auseinandersetzung kommt bestimmt, und dann zeigt sich, was über Bord geworfen und was neu durchdacht werden muss.
Der Grundsatz: das Kind ist frei.

Diese 5 Grundsätze - eigener Glaube mit Gebet, Ernsthaftigkeit, Echtheit /Wahrhaftigkeit und die persönliche Freiheit - klingen banaler, als sie sind. Ein Erwachsener, der versucht, sie ehrlich und konsequent umzusetzen, lernt dabei ebenso viel, wie das Kind. Für mich sind sie absolut grundlegend. Gute Kinderkatechese ist immer ein gemeinsamer Glaubensweg, zu dem ich nur ermutigen kann.

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