Freitag, Februar 25, 2011

Bekennerschreiben bei Sende-Zeit

[SV] Nach dem von Peter hier auch mein Bekennerschreiben für "Sende-Zeit" des Erzbistums Freiburg, das am 25.2. online ging.
Einige Zeit nach dem Schreiben muss ich sagen, dass meine Aussage, ich lebe katholisch, recht anmaßend ist. Sagen wir: ich versuche es bisweilen. Die beschriebene Motivation ist authentisch.


Warum ich katholisch bin?

Meine spontane Antwort auf die Frage: Sie ist nicht richtig gestellt. Wenn es darum geht, warum ich katholisch BIN, ist die Antwort: weil ich katholisch getauft wurde. Das wird hier nicht gemeint sein. Ich denke, es geht um die Frage: Warum LEBE ich bewusst katholisch und schreibe inzwischen sogar in einem katholischen Blog mit? Die Antwort ist länger.

Als erstes fallen mir dazu Gründe ein, warum ich eigentlich ungern in der katholischen Kirche bin. Ich fand nach vielen Jahren ohne jede christliche Gemeinschaft zur Charismatischen Erneuerung, vor allem in den Freikirchen. Dort bekam ich das, was mir immer gefehlt hatte: ein persönliches Verhältnis zu Jesus Christus, zu Gott dem Vater und zum Heiligen Geist. Gott begegnete mir persönlich in Personen. Sie rückten plötzlich von ihrem Plateau der Unnahbarkeit mitten in mein persönliches Leben. So sehr mitten hinein, dass es nichts mehr gab, was ohne sie stattgefunden hätte. Mir wurde klar, dass alle Werte, Regeln und Lebensziele sekundär sind, weil sie nicht der Glaube selbst sind, sondern Früchte meines Verhältnisses zu Gott. Ich liebte (und liebe!) die freien Gebete, in denen mit Jesus als Anwesendem gesprochen wird, die einfach, herzlich und ehrlich sind.

Das vermisse ich in den katholischen Gemeinden, die ich kenne, sehr. Dort fand ich den Glauben begraben unter Formen, die man ohne Anteilnahme vollziehen konnte, und das war’s. Gespräche über die Bibel, über Jesus? Fehlanzeige. Gemeinsames Suchen nach Gottes Nähe? Kaum. Gemeinsames Suchen nach Gottes Weg für uns? Gefährlich! Das waren angeblich alles Vorschriften, die einengen und für den Einzelnen nicht zählen. Fundamentalistisch, wer bereit war, darin Gottes Willen zu erkennen oder auch nur zu erahnen. So fühlte (und fühle) ich mich in unserer Kirche oft sehr alleine.

Den Umschwung brachte eine katholische Gemeinschaft, in der es beides gab: persönliche Freundschaft mit Gott und die Sakramente. Dort erfuhr ich, dass ich Gott immer noch auf einem Plateau hatte: dem der Unberührbarkeit. Ich erfuhr, dass ich auf dem richtigen Weg war, aber dass der noch viel weiter geht: Gott ist nicht nur anwesend – er lässt sich konkret anfassen. Er hat Bereiche geschaffen, in denen er handelt, hier, jetzt, in dieser Welt: die Sakramente. Seine Sehnsucht nach Nähe zu mir übersteigt jede mögliche Sehnsucht von mir nach ihm. Er schafft eine Nähe, die so intensiv ist, dass sie eigentlich unbegreiflich ist: er lässt sich essen. Von mir. Er will nicht dicht neben mir sein, sondern in mir. Er will nicht mein Freund sein, sondern in mir aufgehen. Er schenkt mir Nähe, die es so nur in der Eucharistie gibt. Und die Eucharistie gibt es in der katholischen Kirche.

Weil ich begonnen habe, all das zu ahnen, lebe ich katholisch.

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