Donnerstag, Januar 19, 2006

Ganz freiwillig: Der Daily Toon

Aha, da lerne ich aus dem Deutschlandfunk, daß eine Forschungsgruppe der Uni Konstanz sich der Aufgabe verschrieben hat, zu erforschen, wieweit unser Wille frei oder nicht viel eher determiniert ist. Lehrende und Studierende (vielleicht auch einige Mitarbeitende) der Uni haben folgende aufschlußreiche Versuchsanordnung aufgebaut: Die Probanden werden mit Fotos von Obdachlosen und ähnlichen gestrauchelten Gesellen konfrontiert, nachdem man sie vorher befragt hat und sie brav angeben, keinerlei Vorurteile zu hegen.

Wenn ich der Reportage Glauben schenken darf, schlossen die Forschenden aus der (zu erwartenden) Reaktion auf die Fotos (Ansteigen der Hirnströme), daß der menschliche Wille schon arg determiniert sei. (Ein Schluß, der sich für mich auch aus einer weniger klischeehaften Versuchsanordnung nicht unbedingt ergäbe.)

Vielleicht bin ich ja einfach nur determiniert, das nicht zu verstehen; aber der Versuch zeigt mir vor allem, daß es nicht nur Denk- sondern auch Empfindungsverbote gibt. Natürlich hat jeder von uns Vorurteile – auch wenn wir noch so sehr (und politisch korrekt) beteuern, davon unbeleckt zu sein! Die Menschen sind zunächst einmal xenophob oder haben Angst, dem Spiegel eigenen Versagens in die Augen zu schauen. Wer das nicht wahrnimmt, täuscht sich und andere massiv. »Liebe ist überwundener Ekel.«

Vielleicht hätte eine weniger dem gesellschaftlichen Mainstream verbundene Versuchsreihe mehr Erkenntnisgewinn für die Konstanzenden bedeutet. Zum Beispiel, indem man Abtreibungsbefürwortern jene bekannten Fotografien von zerstückelten Embryonen vorhielte.

»Unmöglich tendenziös, Herr Romeo!« – Ach so.

Was mich beruhigt – daß auch ganz nette Versuche stattgefunden haben: zum Beispiel Kinder vor einen Berg mit Süßigkeiten setzen und ihnen sagen, sie dürften jetzt nichts davon essen. Klasse! Die meisten waren schlau und haben sich nicht dran gehalten. Ich schlage vor, zur Abwechslung Ralf mit einem Notebook in einen verschlossenen Raum zu setzen und ihm einzuschärfen, er dürfe nun alles tun, nur nicht bloggen.

Tja, zu guter Letzt raisonnierte der Redakteur des DLF darüber, ob denn die Forschungsergebnisse auch Auswirkungen auf das Strafrecht haben könnten. Da sei Blog vor!

Ich bin so frei und weihe meinen Daily Toon dem Thema.

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